Bei einem politischen Austausch über die Arbeitsbedingungen in Kindertagesstätten am Dienstagabend zwischen Erzieherinnen aus dem Ost – und Unterallgäu und der Allgäuer Bundestagsabgeordneten und stellvertretenden Vorsitzenden der Fraktion DIE LINKE, Susanne Ferschl, wurde deutlich, wo die Probleme liegen: Personalmangel, zu große Gruppen, viel zu wenig Vor- und Nachbereitungszeit und einfach viel zu wenig Wertschätzung. Viele Erzieherinnen sind inzwischen am Rande der körperlichen und psychischen Belastungsgrenzen und fühlen sich im Stich gelassen.

Für Susanne Ferschl ist das alarmierend: „Die Personalsituation war schon vor Beginn der Corona-Pandemie auf Kante genäht und das System auf Verschleiß gefahren. Corona hat die Belastungssituation noch verstärkt, aber ein Umdenken findet bei den Regierenden trotzdem nicht statt. Man setzt weiter darauf, dass die Kolleginnen an der Belastungsgrenze und darüber hinaus arbeiten. Das ist nicht hinnehmbar! Wenn dem Fachkräftemangel nicht zeitnah gegengesteuert wird, droht ein Zusammenbruch des Systems. Darunter leiden dann Erzieherinnen, Kinder und Eltern.“ Laut den Erzieherinnen sind die Ursachen vielschichtig: „Die Gruppen sind oft viel zu groß und zwei Betreuende pro Gruppe sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Wir stecken immer noch in Strukturen aus den 80er Jahren, dabei hat sich die Lebens und Arbeitsrealität von uns und den Eltern verändert. Wir brauchen unbedingt einen neuen Anstellungsschlüssel, der es auch den Trägern ermöglicht, mehr Personal einzustellen. Auch die Leitungen kommen mit dem Zuwachs an bürokratischem Aufwand kaum hinterher. Es fehlt an allen Ecken an Zeit und oftmals leidet dann der Bildungsauftrag darunter.“ Die miserablen Zustände, die mittlerweile in vielen Kitas herrschen sind laut Ferschl ein Ergebnis neoliberaler Logik in der Politik: „Seit Jahrzehnten wird unsere öffentliche Daseinsvorsorge kaputt gespart, ob das nun die Kitas sind oder die Kliniken. Aber eine gute öffentliche Daseinsvorsorge ist systemrelevant und muss Vorrang haben. Kinder sind unsere Zukunft und in die Zukunft muss man investieren! Seitdem über Nacht 100 Milliarden für Rüstung aus dem Hut gezaubert wurden, braucht niemand mehr behaupten, es sei kein Geld da. Es ist da – aber die Verteilung ist eine Frage politischer Prioritäten.“ Gemeinsam mit den Erzieherinnen richtet sich Ferschl nun an die bayerische Sozialministerin Scharf, um in einem gemeinsamen Austausch zu kommen.“