Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Entwicklung der atypischen Beschäftigung vor und während der Corona-Krise“ (BT-Drs. 20/803) von Susanne Ferschl u.a. Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Zusammenfassung

Im Jahr 2020 arbeiteten sieben Millionen Beschäftigte in einem atypischen Arbeitsverhältnis. Sie waren befristet, in Teilzeit bis 20 Stunden/Woche, als geringfügig Beschäftigte oder in Leiharbeit tätig.

Diese Arbeitsverhältnisse sind für die Beschäftigten zumeist unsicher und – im Vergleich zu regulärer Beschäftigung – schlechter entlohnt. Für die Unternehmen bieten atypische Beschäftigungsverhältnisse hingegen die Möglichkeit, ihr wirtschaftliches Risiken an die Beschäftigten weiterzugeben.

Dementsprechend hat die Corona-Pandemie vor allem prekär Beschäftigte hart getroffen. Der Rückgang bei atypischer Beschäftigung fällt mehr als dreimal so hoch aus (- 5,2 Prozent) wie bei Beschäftigungsverhältnissen im Normalarbeitsverhältnis (- 1,6 Prozent). Viele Minijobbende, vor allem in den stark vom Lockdown betroffenen Branchen haben ihren Job ohne Anspruch auf Sozialleistungen verloren. Im Gastgewerbe betrug der Rückgang 27 Prozent. Andere atypisch Beschäftigte, etwa befristet oder in der Zeitarbeit Beschäftigte, hatten zwar Anspruch auf Sozialleistungen wie Arbeitslosen- oder Kurzarbeitergeld. Aufgrund des überdurchschnittlich hohen Anteils von Niedriglöhnen unter den atypisch Beschäftigten – fast 40 Prozent – fallen  ihre Ansprüche aber meist deutlich geringer aus als bei den regulär Beschäftigten.   

Im Osten liegt der Niedriglohnanteil selbst unter den Beschäftigten mit Normalarbeitsverhältnis (18,1 Prozent) mehr als doppelt so hoch wie im Westen der Republik (7,3 Prozent). Auch Frauen haben ein höheres Risiko, auch in einem Normalarbeitsverhältnis mit Niedriglöhnen abgespeist zu werden (11,5 Prozent) – bei den Männern sind es „nur“ sieben Prozent, die Niedriglöhne verdienen.

Wenig überraschend und sattsam bekannt ist der Befund, dass zumeist Frauen und Menschen mit ausländischen Wurzeln in atypischen Beschäftigungsverhältnissen deutlich überrepräsentiert sind. Frauen arbeiten deutlich häufiger in Teilzeit (78 Prozent) oder verdienen mit sozialabgabenfreien Kleinstjobs ein Zubrot zum Familienverdienst – mit negativen Folgen für ihre Karriere und die spätere Rente.

Die Ergebnisse im Einzelnen können hier eingesehen werden: