Im September habe ich mich mit Günter Mögele, dem zweiten Bürgermeister der Gemeinde Wildpoldsried getroffen. Wildpoldsried ist ein Vorzeigeort für Klimaschutz & regenerative Energieerzeugung. Dies ist nicht erst seit gestern so, sondern schon seit circa 30 Jahren, zu dem Zeitpunkt hat der Gemeinderat beschlossen die Gemeinde nicht ans Gasnetz anzuschließen, sondern auf den Ausbau erneuerbarer Energien zu setzen. Im Nachgang hat sich bewiesen, dass diese Entscheidung goldrichtig war, insbesondere zur Zeit der Gasverknappung in Folge des Ukraine-Krieges.

Als dann im Jahr 2000 das erste EEG erlassen wurde, konnte die Gemeinde richtig durchstarten. Auf allen öffentlichen Gebäuden sind mittlerweile Photovoltaikanlagen installiert und nach und nach kamen dann auch Biogas, Windkraft und Wasserkraft dazu. Außerdem verwendet die Gemeinde vor allem heimisches Holz beim Bau von öffentlichen Gebäuden, wie zum Beispiel der Kindergärten oder die Sporthalle.

Seit 2005 gibt es in der Gemeinde eine Dorfheizung die durch Biomasse erzeugt wird und so öffentliche Gebäude wie das Rathaus, den Kindergarten und über 55 private Haushalte heizt.

Einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg dieses Konzepts ist die Bürgerbeteiligung. Die Windräder beispielsweise befinden sich alle in Bürgerhand: die Bürger können sich mit unterschiedlichen Beträgen an den Windrädern beteiligen und der gewählte Beirat entscheidet dann die Ausschüttung.

Oder auch bei den Photovoltaikanlagen: bei der Installation der Anlage auf der Sporthalle half der Sportverein und bekommt seither den Überschuss gespendet. Dies kommt dem Verein und nicht zuletzt auch wieder den Bürgern zugute.

Wildpoldsried macht vor, wie es sein könnte. Die Gemeinde erzeugt nicht nur 785% Strom, also 8mal so viel wie der Ort selbst verbraucht, sondern gibt dieses Wissen auch weiter. Seit einigen Jahren kommen wichtige Multiplikatoren aus Afrika nach Wildpoldsried um in einem Lehrgang einen Solarfunktionskoffer zu bauen. Die Menschen werden bei uns im Allgäu ausgebildet und nehmen dieses Wissen dann mit in ihre Gemeinden und Gemeinschaften mit. Finanziert wurden die Kurse vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, doch seit dem Wechsel der Minister von Dr. Gerd Müller zu Svenja Schulze steht das Projekt auf wackeligen Beinen. Dies nehme ich auf jeden Fall mit in meine parlamentarische Arbeit, denn ein solches Projekt darf nicht an der fehlenden Finanzierung des Ministeriums scheitern. Insgesamt war dies ein sehr beeindruckender Termin und ich würde mir wünschen, dass andere Gemeinden sich Wildpoldsried zum Vorbild nehmen. Es zeigt, wie weit wir mit der Energiewende schon sein könnten, wenn die Weichen rechtzeitig gestellt worden wären.
 Erneuerbare Energien in Bürgerhand bzw. mitbestimmt von den Bürgerinnen und Bürgern – das muss ein Zukunftsmodel sein! Wenn wir die Klimakatastrophe ernsthaft verhindern wollen, müssen Gemeinden, aber auch Länder und der Bund dem Beispiel von Wildpoldsried folgen.