Seit knapp zwei Jahren befinde ich mich regelmäßig im Austausch mit Erzieherinnen aus dem Allgäu. Angefangen hat der Kontakt mit einem Brandbrief während Corona, dann gemeinsamen Videokonferenzen und zwei Briefe an die bayerische Sozialministerin Scharf. Vor kurzem konnte ich mir nun persönlich ein Bild vor Ort im Kinderhaus der Gemeinde Amberg bei Buchloe machen. Die Leitung des Kinderhauses, Martina Brem, hatte mich eingeladen. Nach einem Rundgang durch den Kindergarten und die Kindertagesstätte, durch alle Gruppen und fast alle Räume, hatten wir im Anschluss ein interessantes Gespräch.

In den allermeisten Kindergärten und Kitas ist der Personalmangel mittlerweile so verheerend, dass Betreuungszeiten gekürzt werden müssen, so dass Personal, Eltern und Kinder darunter leiden. Seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, hat sich an der Situation nichts geändert: das Gehalt der Erzieherinnen ist ebenso wie die Arbeitsbedingungen schlecht und der Betreuungsschlüssel viel zu hoch, also es stehen zu wenig Erzieher*innen für die Kinder zur Verfügung. Zusätzlich hat sich die Situation verändert: der bürokratische Aufwand ist um ein vielfaches gewachsen und es gibt immer mehr Kinder mit erhöhtem Betreuungsbedarf.

Im Kinderhaus Amberg liegt der Betreuungsschlüssel bei etwas über sechs Kinder pro Erzieherin. Das ist außergewöhnlich und eine enorme Entlastung für das Personal und kommt natürlich den Kindern zugute. Es kann hier wirkliche Erziehung erfolgen und voll und ganz auf das Kind eingegangen werden. Natürlich braucht es dafür auch die Unterstützung und Bereitschaft des Trägers, in diesem Fall der Gemeinde Amberg und ihrem Bürgermeister Peter Kneipp. Durch diesen Betreuungsschlüssel macht der Träger nämlich rote Zahlen, doch Herr Kneipp hat erkannt, was die Erziehung unserer Kinder Wert ist und investiert dementsprechend.

Für mich wurde in diesem Gespräch wieder einmal deutlich, was möglich ist, wenn in die öffentliche Daseinsvorsorge investiert wird. Leider wurde diese in den letzten Jahren und Jahrzehnten kaputt gespart und runter gewirtschaftet. Für die Zukunft dieses Landes sind allerdings Investitionen gerade in die öffentliche Infrastruktur notwendig – insbesondere dann, wenn es um unsere Kinder geht, denn diese sind unsere Zukunft!