Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Susanne Ferschl u. a. und der Fraktion DIE LINKE. betreffend „Entwicklung sozialversicherungspflichtiger Teilzeitbeschäftigung in Deutschland “, BT-Drs. 20/7501

Zusammenfassung:


Die Zahl der mehrfachbeschäftigten Personen (d. h. mit mehr als einem sozialversicherungspflichtigen oder geringfügigen Beschäftigungsverhältnis) in Deutschland ist auf einem Höchststand. Sie lag 2022 bei rund 3,8 Millionen (Im Jahr 2012 waren es noch 2,7 Millionen und ca. 3,6 Millionen 2021). Es sind dabei regelmäßig mehr Frauen als Männer, die min. eine weitere Erwerbstätigkeit ausüben: 53,1 % der Mehrfachbeschäftigten sind 2022 Frauen (2012 waren es 50,5%). Auch die ungewollte Teilzeit betrifft 2022 weiterhin überdurchschnittlich häufig Frauen (Frauen 28 Prozent, Männer 23 Prozent). Die Gründe sind seit Jahrzehnten bekannt: Bei Frauen ist überdurchschnittlich ursächlich die Betreuung von Kindern (27 Prozent), Pflegebedürftigen oder behinderten Menschen (17 Prozent). Männer hingegen arbeiten vornehmlich dann in Teilzeit, wenn sie in den Arbeitsmarkt eintreten. Durch ihren hohen Anteil an der Teilzeit sind Frauen auch besonders von niedrigen Einkommen in dessen Folge betroffen. Je kürzer die Teilzeit ist, desto höher ist auch der Niedriglohnanteil: Während er im April 2022 unter allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 11,5 % betrug, lag er bei kurzer Teilzeit (<20h/ Woche) bei 24,6 %, bei mittlerer Teilzeit (20-30h/ Woche) bei 17,1 % und bei langer Teilzeit (>30h/ Woche) bei 12,6 %. Eine Erhöhung der Arbeitszeit für Frauen in ungewollter Teilzeit würde zudem nicht nur deren Einkommenssituation verbessern, sondern auch Fachkräfte freisetzen. Dies setzt aber wie oben erwähnt eine bessere Kita und Pflegeinfrastruktur voraus. Generell ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Teilzeitbeschäftigten in Deutschland in den letzten 10 Jahren von 2012 von 7,3 Millionen (24,8 Prozent) auf rund 10,2 Millionen (29,7 Prozent) im Jahr 2022 angestiegen. Ob Ost- oder Westdeutschland, Männer oder Frauen und abhängig von der Altersgruppe, es gab einen Anstieg in fast allen Untergruppen außer unter den Ausländischen Beschäftigten, wo die Zahl der Teilzeitbeschäftigten leicht abnimmt (Anstieg 26,2 bis 28,8% 2012-2017 dann Abfall bis 27,4% 2022). Die Zahl der sogenannten Aufstocker ist seit 2017 kontinuierlich gesunken, jedoch mussten 2022 immer noch 91.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mussten 2022 trotz Vollzeitjob Leistungen nach SGB II beantragen.

Im Detail: