Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Homeoffice als Arbeitsform“ (BT-Drs. 20/3545) von Susanne Ferschl u.a. Fraktion DIE LINKE. im Bundestag.

Zusammenfassung:

Die Arbeit im Homeoffice hat durch die Corona-Pandemie zwischen 2019 und 2021 massiv zugenommen (bis zu +100%). Fast 50 Prozent der Beschäftigten gaben für das Jahr 2021 an mindestens gelegentlich von zu Hause zu arbeiten. Die Homeoffice-Nutzung ist bei allen Beschäftigten gestiegen. Es ist jedoch auffallend, dass besonders Beschäftigte mit Führungsverantwortung, hohem Gehalt oder hoher Bildung und Frauen überproportional häufig angeben, im Homeoffice zu arbeiten. Der Anteil der Beschäftigten im obersten Einkommensviertel, die angaben, zumindest teilweise im Homeoffice zu arbeiten (86,8%), war 2021 mehr als drei Mal so groß, wie der Anteil der Beschäftigten im untersten Einkommensviertel (25,7%). Bei dem Bildungsniveau ist der Unterschied sogar noch größer. Beschäftigte mit Universitäts- oder Fachhochschulabschluss gaben mehr als fünf Mal häufiger an, im Homeoffice zu arbeiten (85,6%), als Beschäftigte ohne Ausbildungsabschluss (15,7%). Dies ist in Bezug auf den Gesundheitsschutz während der Pandemie durchaus problematisch. Umso wichtiger ist es das bei Beschäftigten in Berufen, in denen Homeoffice nicht möglich ist, der Arbeitsschutz eine entsprechende Priorität hat.

Homeoffice-Nutzung hat positive Auswirkungen. Beispielsweise steigt die Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten, wenn diese ihren Arbeitsort selbst aussuchen können. Jedoch bringt die Homeoffice-Nutzung auch negative Aspekte mit sich und ist kein Allheilmittel für schlechte Arbeitsumstände im Betrieb. Sowohl bei der Einhaltung der gesetzlichen Ruhezeiten, als auch bei der Einhaltung der Pausenregelungen ist die Lage bei Homeoffice-Nutzung nicht besser als ohne eine solche. Über 30 Prozent der Beschäftigten geben an, dass Pausen häufig ausfallen. Bei fast jedem sechsten kommt es zu verkürzten Ruhezeiten. Bei den Überstunden ist die Lage besonders extrem: Fast jeder Zweite mit regelmäßiger Homeoffice-Nutzung gibt an, regelmäßig mindestens zwei Überstunden pro Woche zu leisten. Gleichzeitig wird bei über 35 Prozent der Beschäftigten die Arbeitszeit nicht erfasst. Des Weiteren ist die überdurchschnittliche emotionale Erschöpfung, der Beschäftigten mit Homeoffice-Nutzung auffällig. Beschäftigte mit Homeoffice-Nutzung berichten fast acht Prozent häufiger von emotionaler Erschöpfung als jene ohne eine solche. Besonders betroffen sind Frauen. Unabhängig von Homeoffice liegt der anteilige Wert bei Frauen (39,6%) deutlich über dem von Männern (25,6%). Ein Grund könnte die Verteilung der Sorgearbeit während der Pandemie sein. Laut einer wissenschaftlichen Studie[1] fielen viele Haushalte in alte Rollenmuster zurück, was neben der beruflichen Tätigkeit mehr Sorge- und Hausarbeit für Frauen bedeutet. Leider hat die Bundesregierung keine Erkenntnisse bezüglich der Verteilung von Sorgearbeit im Zusammenhang mit Homeoffice-Nutzung.

Die Ergebnisse im Einzelnen können hier nachgelesen werden:


[1] Jessen, Jonas / Spieß, C. Katharina / Wrohlich, Katharina (2021): Sorgearbeit während der Corona-Pandemie: Mütter übernehmen größeren Anteil – vor allem bei schon zuvor ungleicher Aufteilung, in: DIW Wochenbericht.