Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Altersarmut in Bayern und Deutschland“ (BT-Drs. 20/7320) von Susanne Ferschl u.a. Fraktion DIE LINKE. im Bundestag.

Zusammenfassung:

Im Jahr 2021 standen in Bayern 5,6 Mio. Beitragszahlenden 2,8 Mio. Rentnerinnen gegenüber. Das Verhältnis von Beitragszahlenden zu Rentenempfängerinnen hat sich entgegen aller Unkenrufe seit 2012 in Bayern positiv entwickelt: Kamen im Jahr 2012 im Freistaat noch 1,79 Versicherte auf einen Rentnerin, so waren es im Jahr 2021 bereits 1,99 Versicherte je Rentnerin. Die Zahl der Beitragszahlenden im Freistaat stieg zwischen 2012 und 2021 um 16,5 Prozent von 4,8 Mio. auf 5,6 Mio., während die Zahl der Rentnerinnen im selben Zeitraum „nur“ um 4,7 Prozent von 2,7 Mio. auf 2,8 Mio. angewachsen ist. Neuzugänge bei den Altersrenten bekommen aber die Kürzungen vergangener Jahre zu spüren. Männer, die 2022 erstmals eine Altersrente bezogen, erhalten heute rund 100 Euro weniger Rente als Männer im Rentenbestand. Auffällig sind auch die niedrigen Altersrenten von Frauen, die im Schnitt lediglich 890 Euro (Rentenzugang: 910 Euro) betragen; in Bayern nur 828 Euro (Rentenzugang 863 Euro) und damit deutlich unterhalb der Bestandsrenten von Männern (-515 Euro). insgesamt erhielten 3,7 Mio. Menschen in Deutschland im Jahr 2022 trotz mehr als 40 Versicherungsjahren nur eine Rente wegen Alters von weniger als 1.200 Euro, überwiegend Frauen (2,2 Mio.) und mehrheitlich im alten Bundesgebiet (1,3 Mio.) sind von niedrigen Renten betroffen. In Bayern erhalten 291.337 Frauen trotz mehr als 40 Versicherungsjahren nur eine Rente von unter 1.200 Euro. Dementsprechend ist zwischen 2012 und 2022 ist die Zahl der Rentnerinnen mit parallelem Grundsicherungs-Bezug um 34 Prozent gestiegen. Insgesamt erhalten 2,8 Prozent (454.135) der Rentnerinnen parallel Grundsicherung im Alter, weil die gesetzliche Rente zu gering ausfällt. Im Freistaat Bayern stieg die Zahl der Parallelbeziehenden von Altersrente nach der gesetzlichen Rente und Grundsicherung im Alter in den vergangenen 10 Jahren um 29 Prozent. Insgesamt erhalten hier 2,4 Prozent (58.245) der Rentnerinnen parallel Grundsicherung im Alter, weil die gesetzliche Rente zu gering ausfällt.
Gemessen am bayrischen Landesmedian ist die Armutsgefährdungsquote (= 60% des nominalen Medianeinkommen im angegebenen Zeitraum und der angegebenen Region) von Menschen über 65 Jahre in Bayern seit 2020 um 0,8 Prozentpunkte angewachsen und betrug im Jahr 2022 21,8 Prozent. Somit war in Bayern statistisch gesehen fast jede/r fünfte Mensch im Alter 65+ armutsgefährdet und verfügte über weniger Einkommen als 1.269 Euro (Frage 14, Tab. 14); bei den Frauen war es mit 24,5 Prozent jede Vierte. Für das Bundesgebiet lag die Armutsgefährdungsquote von Menschen 65+ mit 17,5 Prozent im Jahr 2022 deutlich niedriger, wenngleich auch im Bund der Anteil von armutsgefährdeten Rentnerinnen um 1,2 Prozentpunkte im Vergleich zu 2020 angewachsen ist (die Armutsrisikoschwelle lag 2022 bei 1.189 Euro). Wenig überraschend ist, dass die Zahl von Menschen nahe der Regelaltersgrenze oder darüber, die einem Minijob nachgehen deutlich zugenommen hat. 2022 gingen 132.975 Menschen im Alter von 60 bis Regelaltersgrenze (RAG) in Bayern einem Minijob nach (+34 Prozent zu 2012: 99.195); das entspricht 12,6 Prozent der Bevölkerung im gleichen Alter. Im Alter über der RAG sind es im Jahr 2022 im Freistaat bereits 178.329 (+26,4 Prozent zu 2012: 141.032), was einem Anteil von gut 7 Prozent an der Bevölkerung im gleichen Alter entspricht. Die Grundrente erreicht zudem nur einen zu kleinen Adressatenkreis, lediglich rund 6 Prozent der Altersrentnerinnen erfüllen die Voraussetzungen und profitieren von dem Zuschlag zur Altersrente.

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