Das Parlamentarische Patenschafts-Programm gibt seit 1983 jedes Jahr Schülerinnen und Schülern sowie jungen Berufstätigen die Möglichkeit, mit einem Stipendium des Deutschen Bundestages ein Austauschjahr in den USA zu erleben.
Meine Patin Sophia Hoffmann lebt nun bereits seit August 2023 bei einer Gastfamilie in den USA und hat bereits einen kleinen Bericht verfasst, den ich euch nicht vorenthalten möchte.
Wenn ihr Euch selbst für dieses spannende Programm bewerben wollt, findet ihr hier mehr Infos:
„Abflug am 08. August 2023- Der Tag an dem das große Abenteuer begann!
Voller Vorfreude, Aufregung aber auch Abschiedsschmerz sowie ein wenig Angst was das kommende Jahr bringen wird, verabschiedete ich mich am Flughafen in Frankfurt von meinen Liebsten. Gemeinsam mit den anderen Stipendiaten vom PPP machte ich mich auf den Weg für das bisher größte Abenteuer meines Lebens. Am späten Nachmittag landeten wir sicher am Washington Dulles International Airport, wo wir voller Vorfreude von unseren Programmkoordinatoren in Empfang genommen wurden. Nachdem wir gut im Hotel angekommen waren, gab es Pizza und vor allem wichtige Informationen zum Weiterflug an den Platzierungsort. Für mich bedeutete dies noch einmal quer durchs Land, da meine Gastfamilie in Portland, Oregon an der Westküste der USA lebte.
Die ersten Wochen standen dann ganz im Zeichen der Eingewöhnung. Die amerikanische Lebensweise war zu Beginn ungewohnt, aber die Herzlichkeit und Offenheit der Menschen ist mir von Anfang an positiv aufgefallen. Ich nutzte die Zeit, um meine Gastfamilie besser kennenzulernen und mich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Platziert wurde ich hier zusammen mit einem anderen Mädchen vom Programm bei einer Gastmutter mit drei Kindern, allerdings lebte nur noch der 25-jährige Sohn zuhause. Die Wohnsituation war sehr ungewohnt, da es hier deutliche Unterschiede bzgl. Zustand und Sauberkeit gab. Wir waren bessere Hygienezustände von Deutschland gewohnt, sei es die Küche, das Bad oder auch der restliche Haushalt. Die Frau hatte zu derzeit kein festes Einkommen, wodurch Sie so gut wie möglich an den Lebensmitteln für uns gespart hat.
Nicht lange nach meiner Ankunft begann mein Sprachkurs an der Pacific International Academy, die an der Warner Pacific University angesiedelt ist. Gemeinsam mit anderen internationalen Studenten nahmen wir an Intensivkursen teil, die mir half meine Englischkenntnisse zu verbessern und mir das akademische Leben in den USA näher zu bringen. Außerdem konnte ich hier neue Freundschaften knüpfen, sowie die unterschiedlichsten Kulturen kennenlernen. Wir besuchten Sehenswürdigkeiten, nahmen an lokalen Veranstaltungen teil und entdeckten gemeinsam die Vielfalt Portlands und die schöne Umgebung. Ich persönlich habe den Sprachkurs sehr hilfreich empfunden, da ich gleich zu Beginn viel Übung hatte und somit weniger Sprachbarrieren.
Während der Collegezeit ist mir besonders eine Begegnung in Erinnerung geblieben. An diesem Tag wurde ein Gutachten von der Sprachschule gemacht. Wir kamen mit der zuständigen Frau ins Gespräch, und es stellte sich heraus, dass Sie vor einigen Jahren als Amerikanerin durch das gleiche Programm die Möglichkeit hatte, in Deutschland zu studieren und zu arbeiten. Unsere Begegnung war nicht nur bereichernd, sondern zeigte mir
auch, wie tief und nachhaltig die Verbindungen sein können, die durch solche Austauschprogramme entstehen.
Jeder Stipendiat muss im Laufe seines Auslandsjahres Volunteer Stunden absolvieren, um etwas zur Community
beizutragen, aber auch um neue Kontakte knüpfen zu können. Ich habe mich für die Arbeit mit Obdachlosen entschlossen, die mir gezeigt hat, wie wertvoll es ist, Menschen in schwierigen Lebenslagen zu helfen. Es erfüllt mich mit großer Freude, anderen etwas Gutes zu tun. Durch die Bereitstellung von Mahlzeiten, warmer Kleidung und einem offenen Ohr konnte ich dazu beitragen, das tägliche Leben der Obdachlosen etwas erträglicher zu gestalten. Besonders beeindruckend war es für mich, zu sehen, wie sich die Augen der Menschen aufhellten, wenn sie spürten, dass jemand sich um sie kümmert und ihnen zuhört.
Im Dezember stand unser Zwischenseminar in Washington DC an. Ein Highlight war der Besuch der Deutschen Botschaft. Dort konnte ich viel über die deutsch-amerikanischen Beziehungen lernen und erhielte interessante Einblicke in die Arbeit der Botschaft. Außerdem hatten wir die Möglichkeit bei einem Treffen auf Capitol Hill mit
Abgeordneten und politischen Beratern unseres Platzierungsstaates zu sprechen. Es war faszinierend, die Dynamik des politischen Systems vor Ort zu erleben. Natürlich durften neben Sightseeing auch die Gespräche mit den anderen
Teilnehmern nicht fehlen, es wurden Erlebnisse der letzten Monate ausgetauscht, Tipps eingeholt oder Pläne für die Zukunft geschmiedet.
In meiner Gastfamilie kam es immer wieder zu Anschuldigungen, die wir letzten Endes leider nicht klären konnten. Daher habe ich, sowie auch das andere Mädchen, das mit mir platziert war, uns dazu entschlossen, die Familie nach der Collegezeit zu verlassen und einen Neustart zu wagen. Leider haben wir Beide wenig Unterstützung bei der Konfliktklärung und dem Wechsel der Gastfamilie von Cultural Vistas erhalten. Da ich in Orlando, Florida einen Job und eine Gastfamilie für die zweite Hälfte meines Jahres gefunden habe bekam ich die Genehmigung dort hinzuziehen. Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden und ich konnte bei allen Fragen und Problemen zu meiner neuen Gastmama kommen. Ich habe mich für die restliche Zeit sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt. Trotz der Herausforderung bin ich jetzt im Nachhinein froh diesen Schritt gemacht zu haben.
Eine meiner größten und schwierigsten Herausforderung war der Kauf eines Autos und die Wahl einer guten Autoversicherung. Der Ablauf ist hier ganz anders als in Deutschland: Autohändler unterliegen kaum Regeln, es gibt keinen TÜV und Florida ist ein „No Fault“ State. Das bedeutet einfach gesagt das es keinen Schuldigen bei einem Unfall gibt und es jeder selbst mit seiner Versicherung abklären muss. Allerdings gibt es keine Beschränkung wie viel man im Bundestaat Florida für einen Autounfall einklagen kann. Bevor man sich für ein Auto entscheidet, kann man
es in einer Werkstatt prüfen lassen, was schon um die 220 Dollar kostet. Trotzdem kann man sich selbst dann nicht sicher sein, ob das Auto gut ist. Auch die Wahl einer guten Autoversicherung war sehr schwer, da Versicherungen mit niedrigen Versicherungssummen für Jugendliche unter 25 im Schnitt bereits ca. 350 Dollar pro Monat kostet. Ich finde es sehr schade, dass nach 40 Jahren PPP nicht für jeden Bundesstaat eine kurze Zusammenfassung für den Autokauf und noch wichtiger eine Entscheidungshilfe für eine Versicherung für alle zur Einsicht bereitgestellt wird.
Trotzdem war es eine lehrreiche Erfahrung und ich bin froh, dass ich auch diese Herausforderung gemeistert habe.
In Florida hat dann meine Praktikumsphase angefangen. Dort habe ich als Gruppenleiterin für das Nachmittagsprogramm der Dommerich Elementary School gearbeitet. Mein Arbeitstag begann immer mit einem gemeinsamen Essen der Kinder, das eine tolle Gelegenheit ist, die Gemeinschaft zu stärken und miteinander ins Gespräch zu kommen. Nach dem Essen gestalten wir unterschiedliche Bastelprojekte, bei denen die Kinder ihre Kreativität entfalten können. Ich habe die Kinder bei Fragen zu Ihrer Hausaufgabe unterstützt und falls notwendig eine Rückmeldung an die Eltern gegeben. Zum Abschluss des Nachmittagsprogramms gingen wir nach draußen
und spielten verschiedene Gruppenspiele, was den Kindern sichtlich Freude bereitete. Besonders gut am
Praktikum hat mir die zwischenmenschliche Zusammenarbeit gefallen, was mich dazu angeregt hat, mich Zuhause noch einmal beruflich umzuorientieren.
Das Auslandsjahr hat mir die Möglichkeit gegeben, mich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Durch zahlreiche Ausflüge konnte ich sehr viel von diesem schönen Land sehen. Nicht immer lief alles reibungslos, ich stieß auch auf manche Schwierigkeit. Trotzdem habe ich nie den Mut verloren und war stets offen für neue Erfahrungen. Das Jahr hat meine Sicht auf die Welt und mein Leben erweitert und mir wertvolle Kompetenzen vermittelt, die ich in Zukunft nutzen kann.„