Auswertung einer schriftlichen Frage aus dem April 2024 (Arbeitsnummer 305)
Zusammenfassung:
1,33 Milliarden Überstunden haben die Beschäftigten im Land im Jahr 2023 geleistet. Trotz schwacher Konjunktur waren das gerade einmal 100 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Mit 775 Millionen Überstunden war mehr als die Hälfte davon unbezahlt und nicht durch Freizeit abgegolten. Pro Arbeitnehmer*in fielen 2023 im Schnitt 31,6 Überstunden an, davon 13,2 bezahlt und 18,4 unbezahlt.
Aus dem Volumen der 2023 geleisteten Überstunden hätte man 835.000 Vollzeitstellen schaffen können. Durch die unbezahlten Überstunden haben Unternehmen zugleich 32 Milliarden Euro an Lohnkosten eingespart.[1]
O-Ton Susanne Ferschl, gewerkschafts- und arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Gruppe Die Linke im Bundestag:
„Arbeitgeber sparen durch unbezahlte Überstunden Lohnkosten in Milliardenhöhe, während die Beschäftigten unter ausgedehnten Arbeitszeiten und ständigen Flexibilitätsanforderungen leiden. Vor fünf Jahren hat der europäische Gerichtshof entschieden, dass die Erfassung der Arbeitszeit zum Schutz der Beschäftigten verpflichtend ist. Aber die Bundesregierung schläft weiter und bringt kein Gesetz auf den Weg, dass es Beschäftigten erleichtert, ihre Überstunden geltend zu machen und sich vor Lohnraub zu schützen. Finanzminister Lindner sollte statt „Lust auf Überstunden“ machen zu wollen, sich darum kümmern, dass nicht dutzende Milliarden Euro an Steuerschäden durch unbezahlte Überstunden und Tarifflucht entstehen. Arbeit muss insgesamt neu gedacht und verteilt werden, und zwar im Sinne der Beschäftigten, d.h. kürzere Arbeitszeiten und mehr Zeitsouveränität.“
[1] Dieser Wert ergibt sich, wenn man die Anzahl unbezahlter Überstunden in 2023 (775 Millionen) mit den durchschnittlichen Arbeitskosten je geleisteter Stunde (laut Statistischem Bundesamt waren das 41,30 €/h im Jahr 2023: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/04/PD23_164_624.html) multipliziert.
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