Antwort der Bundesregierung auf Kleine Anfrage »Größe und Bewältigung des Fachkräftemangels in Deutschland « (BT-Drs. 20/4860) von Susanne Ferschl u.a., Fraktion DIE LINKE im Bundestag

Der Fachkräftemangel oder gar ein allgemeiner Arbeitskräftemangel ist in aller Munde. Und doch ist die Zahl der Arbeitslosen (Arbeitskräfteangebot) bei der überwältigenden Zahl der Berufsgruppen (82%) höher als die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen (Arbeitskräftenachfrage). Selbst bei laut Fachkräftestrategie der Bundesregierung von bundesweiten Engpässen für Fachkräfte besonders betroffenen Berufen liegt die Zahl der Arbeitslosen und die Zahl Arbeitssuchender (arbeitslose und nicht-arbeitslose Arbeitssuchende) teils deutlich über der Zahl gemeldeter Stellen. Zwar melden nicht alle Unternehmen ihre Stellen bei der Bundesagentur; gerade bei einem drängenden Fachkräfte-/Arbeitskräftemangel ist jedoch davon auszugehen, dass Unternehmen jede Möglichkeit nutzen, Arbeitskräfte zu finden, ihre offenen Stellen also auch bei der Bundesagentur für Arbeit melden.

Große Potenziale liegen bei der Bildung, Aus- und Weiterbildung und der stärkeren Beschäftigung von Älteren und Frauen. So liegt die Erwerbstätigenquote in der Altersgruppe 55-64 Jahre mit 72% deutlich unter der Erwerbstätigenquote der Altersgruppe 45-54 Jahre (85,8%), die der Frauen (15-64 Jahre) mit 72,1% unter der der Männer (79,4%). Der Anteil der Betriebe, die ausbilden, beträgt lediglich 19,1%; er ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken. 47.500 Schülerinnen und Schüler haben 2021 ohne Abschluss die Schule verlassen. Gleichzeitig ist der Anteil der Menschen ohne Hauptschulabschluss und ohne abgeschlossene Berufsausbildung an den Langzeitarbeitslosen besonders hoch (83,6%). Die Zahl der Eintritte von Teilnehmenden in Förderung der beruflichen Weiterbildung ist in den vergangenen Jahren nicht etwa gestiegen, sondern gesunken.

Die Auswertung im Einzelnen: