Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Die Praxis der Unternehmen bei Neueinstellungen“ (BT-Drs. 19/22101) von Susanne Ferschl u.a. und der Fraktion DIE LINKE im Bundestag

Zusammenfassung: Zwei von drei Neueinstellungen sind atypisch. Von den 10,27 Millionen Neueinstellungen in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis können laut Bundesregierung 6,63 Millionen als atypisch angesehen werden. Das sind 65 Prozent aller Neueinstellungen. 3,64 Millionen Neueinstellungen sind als Normalarbeitsverhältnis zu interpretieren (Vollzeit, außerhalb der Leiharbeit sowie nicht geringfügig und nicht befristet).

Laut Bundesagentur für Arbeit waren 2019 über 4 Millionen Neueinstellungen befristet, das sind 40 Prozent aller Neueinstellungen. 3,89 Millionen Neueinstellungen erfolgten in Teilzeit, der Teilzeitanteil an allen Neueinstellungen liegt damit bei 35 Prozent. 1,02 Millionen Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer begannen ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis, ihr Anteil liegt folglich bei 9 Prozent.

Auf Basis der IAB-Stellenerhebung gibt es 4,02 Millionen Neueinstellungen in 2019. 1,16 Millionen oder 28,8 Prozent sind befristet. Von den befristeten Neueinstellungen sind mindestens 6 Prozent, also rund 0,25 Millionen mit Sachgrund befristet. Im Umkehrschluss ergibt sich, dass 0,91 Millionen der befristeten Neueinstellungen sachgrundlos befristet sind. Das sind 78,4 Prozent aller befristeten Neueinstellungen.

Der jahresdurchschnittliche Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen im Jahr 2019 betrug 774.000. Lediglich 270.000 oder 35 Prozent davon sind sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigungsverhältnisse. 17.000 gemeldete Arbeitsstellen entfallen für geringfügige Beschäftigung (2%), 234.000 für ein Leiharbeitsverhältnis (30%), 93.000 für eine befristete Beschäftigung (12%) und 107.000 für eine Teilzeitbeschäftigung (14%).

Dazu erklärt Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag: „Die aktuelle Verunsicherung der Menschen durch drohende Arbeitslosigkeit und die Angst vor Hartz IV werden die Arbeitgeber verstärkt nutzen, um Löhne zu drücken und die Beschäftigten in prekäre Arbeit zu drängen. Die Bundesregierung hätte längst handeln und den Arbeitsmarkt regulieren müssen – nur so bekämpfen wir die Seuche von schlecht bezahlter und unsicherer Arbeit. Wir müssen mit einer aktiven Arbeitsmarktpolitik dafür sorgen, dass die nächste Stelle keine befristete ist und der Lohn höher als der gesetzliche Mindestlohn. Dabei ist das Verbot der sachgrundlosen Befristungen zwingend. DIE LINKE fordert darüber hinaus, Leiharbeit zurückzudrängen und Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu überführen.“

Ergebnisse im Einzelnen
Antwort der Bundesregierung