Am Mittwoch veröffentlichte die Bertelsmann-Stiftung ihren diesjährigen Bericht zur Entwicklung der Kinderarmut in Deutschland. Darin ausgewiesen sind auch die regionalen Zahlen der Kinder in Familien in SGB II – Bezug  für alle deutschen Landkreise. Während sowohl in der Bundesrepublik wie auch im Freistaat Bayern die Zahl der Kinder und Jugendlichen der Kinder und Jugendlichen in Familien im SGB II – Bezug  leicht rückgängig ist, verzeichnet der Landkreis Ostallgäu einen relativen Anstieg von etwa 24% innerhalb der vergangenen fünf Jahre. Wuchsen 2014 noch 2,9 Prozent aller Kinder und Jugendlichen im Landkreis in Familien mit SGB II – Bezug auf, waren es 2019 bereits 3,6 Prozent. Die reale Zahl dürfte jedoch noch um einiges höher sein, denn nicht nur Kinder deren Eltern Leistungen nach SGB II erhalten leben in Armut, sondern auch viele Kinder deren Eltern nur ein geringes Erwerbseinkommen haben oder Sozialhilfe beziehen. Dass es in den Vorjahren trotz langanhaltender guter wirtschaftlicher Entwicklung nicht gelungen ist, das hohe Niveau der Kinderarmut zu senken, bezeichnen die Autoren des Berichts als ein „ungelöstes strukturelles Problem in Deutschland“. Für 2020 rechnet die Bertelsmann-Stiftung aufgrund der Corona-Pandemie mit deutlich steigenden Zahlen im gesamten Bundesgebiet, da besonders arme und ohnehin benachteiligte Familien besonders stark von wirtschaftlichen Folgen wie Jobverlust oder Einkommenseinbußen betroffen sein werden.

Die Allgäuer Bundestagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag Susanne Ferschl spricht in diesem Zusammenhang von einer „alarmierenden Entwicklung“ und ruft alle Parteien dazu auf, im Bereich der Kinderarmut endlich an einem Strang zu ziehen. Ferschl: „Kinder- und Jugendliche müssen alle das gleiche Recht auf faire Chancen und gute Bildung haben. Armut aber begrenzt, beschämt und raubt Perspektiven. Für viele Familien ist die Klassenfahrt, der Sportverein oder der Musikunterricht finanziell nicht zu stemmen. Die Kinder erleben dadurch Ausgrenzung und Spott. Sie lernen von klein auf, dass ihnen verwehrt bleibt, was für ihre gleichaltrigen Freunde selbstverständlich ist.” 
Ferschl weiter: “Hauptursache für Kinderarmut ist immer noch die Einkommensarmut der Eltern. Durch die Corona-Krise und durch steigende Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit, hat sich diese Situation sogar noch verschärft! Alle demokratischen Parteien müssen sich zur Aufgabe machen, Kinderarmut in einem reichen Land wie Deutschland endlich nachhaltig zu bekämpfen. Als Fraktion DIE LINKE. im Bundestag fordern wir während der Zeit der Krise einen Krisenzuschlag in Höhe von 200 Euro pro Monat und Person für Empfänger*innen von Hartz-Leistungen, die Einführung eines Corona-Elterngeldes sowie die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes. Darüber hinaus setzten wir uns für die Einführung einer Kindergrundsicherung, armutsfeste Löhne und einer Mindestsicherung statt Hartz IV ein.”