Unternehmen setzen weiter auf prekäre Beschäftigung
Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Die Praxis der Unternehmen bei Neueinstellungen“ (BT-Drs. 19/03575) von Susanne Ferschl u.a. und der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag 

Zusammenfassung:
41 Prozent der Neueinstellungen erfolgen befristet. Besonders von Befristungen betroffen sind Frauen (45 Prozent) und unter 25jährige (46 Prozent). Während fast jede zweite neueingestellte Frau einen befristeten Arbeitsvertrag erhält, sind es bei den Männern 37 Prozent und den Beschäftigten über 25jährigen 39 – 40 Prozent. Von den vielen befristet Eingestellten wird nicht einmal jeder Zweite übernommen. Die innerbetriebliche Übernahmequote liegt bei lediglich 42 Prozent.

Zudem sind viele neue Arbeitsverhältnisse nur in Teilzeit. Wurden 2002 noch nur 23 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in Teilzeit begonnen, sind es 2017 bereits 34 Prozent. Der Anteil ist bei den Frauen deutlich höher als bei den Männern: Mehr als die Hälfte der Frauen (53 Prozent) beginnt in Teilzeit, hingegen nur fast jeder vierte Mann (23Prozent).

Leiharbeit ist bei den Neueinstellungen ebenfalls weit verbreitet. Begannen 2002 noch 478.000 oder 5 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in der Leiharbeit, so hat sich dieser Wert verdoppelt. 10 Prozent oder 1,1 Millionen begonnene Beschäftigungsverhältnisse sind in der Leiharbeit zu finden.

Ein Blick auf die bei der Bundesagentur für Arbeit als offen gemeldeten Stellen bestätigt den hohen Anteil prekärer Beschäftigung bei den Neueinstellungen: Nur 43 Prozent davon sind einem Normalarbeitsverhältnis zuzuordnen.

Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:
„Sichere und gute Arbeit hat auch in dieser Großen Koalition keine Lobby – gerade jungen Menschen und Frauen wird eine planbare, sichere Zukunft verwehrt. Prekäre Arbeitsverhältnisse verstärken Unsicherheit und Leistungs- sowie Konkurrenzdruck für alle Arbeitnehmer – auch mit festen Arbeitsverträgen. Beschäftigte und ihre berechtigten Forderungen nach einem guten, planbaren Leben werden so klein gehalten. Es ist höchste Zeit Befristungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren und sachgrundlose Befristungen ganz zu verbieten. Bei öffentlicher Finanzierung darf die Befristung der Haushaltsmittel kein Grund mehr für die Befristung von Arbeitsverträgen sein. Die Deregulierung am Arbeitsmarkt ist nicht vom Himmel gefallen, sondern politisch gewollt und durchgesetzt worden. Diese Entwicklung muss umgekehrt werden!“

Die Antwort der Bundesregierung finden Sie hier:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/040/1904046.pdf

Die Ergebnisse im Einzelnen finden Sie hier:
Auswertung der kleinen Anfrage