»Bundesministerien sind keine Vorbilder für „Gute Arbeit“«
Auswertung der Antwort der Bundesregierung vom 27.3.2018 auf schriftliche Fragen zu Arbeitsbedingungen in den Bundesministerien.

 Zusammenfassung:
Die Hälfte der Bundesministerien hat einen deutlich erhöhten Anteil von befristeten Beschäftigten – bis zu dreimal so hoch wie im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Im Innenministerium hat sich die Zahl der Befristungen seit 2013 mehr als verdreifacht. In den nachgeordneten Behörden des Innenministeriums ist die Zahl der Leiharbeiter um 160% gestiegen.

Befristungen: Der Anteil der befristeten Beschäftigungsverhältnisse liegt in jedem zweiten Bundesministerium höher als im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.

Spitzenreiter bei der Befristungen sind das Bundesministerien für Gesundheit (Anteil: 30,7%), das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (25,9%) und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (23,1%).

In der Mehrzahl der Bundesministerien gibt es eine Zunahme der befristeten Beschäftigungsverhältnisse. Besonders deutlich ist die Zunahme der Befristungen im Innenministerium (+234%), im Auswärtigen Amt (+70,8%), und im Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (+40%).

Die Zahl der Befristungen bei Neueinstellung stieg in folgenden Ministerien besonders stark an: Auswärtiges Amt (+237,5%), Innenministerium (+140%), Finanzministerium (+200%), Ministerium für Bildung und Forschung (+144,4%).

Ketten- und Dauerbefristungen: Bei mehr als der Hälfte (55,6%) der befristeten Beschäftigungsverhältnisse im Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend schloss sich am Ende der Befristung ein erneutes befristetes Beschäftigungsverhältnis im selben Haus an bzw. wurde die Befristung für das bestehende Beschäftigungsverhältnis verlängert.  Der Anteil derartiger Ketten- oder Dauerbefristungen war auch im BMAS (33,9%) und BMWi (30,1%) deutlich erhöht.

Leiharbeit: Der Anteil der Leiharbeit liegt in den Geschäftsbereichen einiger Bundesministerien (d.h. Ministerien einschließlich der nachgeordneten Bundesämtern, -behörden und Institute) deutlich über dem gesamtwirtschaftlichen  Durchschnitt. Im Geschäftsbereich des Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bei  28,5%, im Geschäftsbereich des Gesundheitsministeriums bei 25,2%, im Geschäftsbereich des Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bei 12,9% und im Geschäftsbereich des Innenministeriums bei 7,1%.

Die Zahl der Leiharbeiter stieg in den nachgeordneten Behörden des Innenministeriums besonders deutlich: Er beträgt hier 160,6%.

Bei der Entwicklung des Verhältnisses zwischen Vollzeit- und Teilzeit-Stellen gibt es in den Bundesministerien momentan keinen einheitlichen Trend.

Susanne Ferschl, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag:
„Wer eine langfristig sichere Arbeitsstelle sucht, sollte sich nicht in den Bundesministerien bewerben. Der Anteil der Befristungen ist in etlichen Ministerien besorgniserregend hoch und steigt vor allem im Innenministerium und im Auswärtigen Amt dramatisch. Die Kettenbefristungen nehmen zu und damit verschlechtern sich die Aussichten, über eine Befristung in eine dauerhafte Beschäftigung zu kommen. Dazu breitet sich in einigen Bundesbehörden die Leiharbeit bedenklich aus.  Hier läuft etwas grundsätzlich schief. Wenn die neue Regierung glaubhaft unsichere Beschäftigungsverhältnisse eindämmen will, sollte sie im eigenen Haus damit anfangen. Die Beschäftigten wollen sichere Beschäftigungsverhältnisse und die Möglichkeit, ihr Leben langfristig planen zu können.“

Die Ergebnisse im Einzelnen finden Sie hier 

Die Antwort des Ministeriums finden Sie hier